Der Rhein mit seinen Zuflüssen bis hin zum Neckar im Norden prägt den westlichen Teil des Rhein-Neckar-Kreises. Zusammen mit der badischen Bergstraße, die sich im Nordosten anschließt und den Übergang zum Odenwald bildet, ist es der am dichtesten besiedelte Teil des Kreises. Hier sind die meisten Arbeitsplätze, hier wurden die Verkehrs- und Siedlungsflächen in den vergangenen Jahrzehnten stark zu Lasten der Landwirtschaftsflächen erweitert. Und deshalb haben hier die landwirtschaftlich genutzten Flächen neben der wirtschaftlichen auch eine ganz starke Erholungsfunktion.

Bedingt durch das milde Klima (hier ist es im Jahresdurchschnitt etwa 2 °C wärmer als im übrigen Deutschland) wächst hier fast alles: Wein, Obst, Gemüse und natürlich Mais, Getreide, Raps und Zuckerrüben. Hopfen gibt es nur noch in einer Schauanlage und auch der Tabakanbau, der noch in den 1980er Jahren einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellte, ist inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen fast vollständig zum Erliegen gekommen. An Stelle des Tabaks ist der Gemüse- und Beerenobstanbau entsprechend intensiviert worden und auch der Anbau von Sojabohnen ist bei einer Wachstumsperiode möglich, die im Schnitt 4 Wochen länger dauert als im Landesdurchschnitt.

 

Wasser ist in diesem Teil des Kreises für die Landwirtschaft immer ein Thema: meistens fehlt das Wasser – vor allem auf den eher sandigen Böden – dann kann der Mangel durch Beregnung ausgeglichen werden. Werden aber Felder und Wiesen wegen Hochwassers überschwemmt, was in den letzten Jahren immer häufiger der Fall ist (aufgrund des Klimawandels, und weil auch der Rhein nicht mehr den Platz hat, den er eigentlich braucht), dann fällt die Ernte auf diesen Flächen meistens aus.

Der Kraichgau, wegen seiner sanften Hügel und des Weinbauklimas »Toskana Südwestdeutschlands« genannt, ist mit seinen fruchtbaren, tiefgründigen Lößlehmböden altes Kulturland. An seinem nördlichen Rand bei Mauer wurden die Überreste unseres ältesten Urahnen gefunden, des Homo Heidelbergensis. Getreide, Zuckerrüben, Raps und Mais sind hier die dominierenden Kulturen, aber auch der Kartoffel-, der Spargelanbau und der Weinbau haben je nach Lage ihren Platz. Die Weinbaugemeinden Malsch, Rauenberg und Wiesloch begründen zusammen mit den Weinorten an der Bergstraße den guten Ruf, den der unterbadische Wein als Qualitäts- und Spitzenprodukt hat.

Alter Mähdrescher

Im Odenwald, dessen kleinerer badischer Teil den Nordosten des Kreises darstellt und der durch den Wechsel von Wäldern und vor allem Wiesen geprägt ist, spielt die Tierhaltung in Form von Rindern und Schafen im Gegensatz zum übrigen Kreisgebiet eine größere Rolle. Aber auch hier hat Landschaft neben der wirtschaftlichen eine zunehmend wichtige Erholungsfunktion. Zwar gibt es im Rhein-Neckar-Kreis in allen Bereichen der tierischen Erzeugung hoch spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe, aber insgesamt spielt die Tierhaltung doch eine untergeordnete Rolle. Lediglich die Zahl der Sport- und Freizeitpferde wächst und wird in den nächsten Jahren sicherlich die Zahl der Milchkühe (etwa 3000) übersteigen.

Auf die Doppelfunktion der Landschaft haben sich unsere landwirtschaftlichen Betriebe eingestellt. Zum einen leben sie mit der Mehrfachnutzung unseres gut ausgebauten Feldwegenetzes als Wirtschafts-, Rad-, Reit- und Wanderwege. Zum anderen nutzen sie die Nähe zum Verbraucher. Ausgehend von der langen Tradition, die der Direktverkauf von Spargel in der Region hat, haben sich inzwischen viele Hofläden etabliert, die es den Verbrauchern ermöglichen, sich mit gesunden und frischen Nahrungsmitteln und wunderbaren Weinen direkt beim Erzeuger zu versorgen.

Den Badenern wird nachgesagt, sie verstünden es, zu genießen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass diese bunte Palette heimischer Produkte bei uns auch vielfältig und kreativ auf den Teller gebracht wird.

 

Quelle: Diese Geschichte finden sie im Kochbuch auf Seite 10.